Über Nutzen und Möglichkeiten von Satire in der sowjetischen Gesellschaft wurde nach 1917 viel gestritten. Die unterschiedlichen in den 20er und 30er Jahren artikulierten Positionen, kulturpolitischen Orientierungen und ihre Folgen für die Satireproduktion werden umfassend dargestellt. Dabei wird nicht nur der Zusammenhang zwischen Demokratiebeschränkungen und sich verengender Literaturprogrammatik aufgezeigt, sondern es werden auch die bis in die 30er Jahre reichenden ernsthaften Überlegungen des Kulturpolitikers Anatoli Lunatscharski, des sozialistischen Theoretikers Georg Lukács sowie des Kulturtheoretikers Michail Bachtin zu Fragen der Satire analysiert. Die Autorin untersucht drei wesentliche Richtungen sowjetischer Satire, die für die bis Anfang der 30er Jahre noch mögliche Vielfalt der Literatur stehen. Mit dem traurigen Moralisten Soschtschenko, dem aggressiven Satiriker Bulgakow und den an der Grenze zwischen Satire und Humor agierenden fröhlichen Co-Autoren Ilf und Petrow wurden Schriftsteller ausgewählt, deren Werke bis heute die Leser fesseln. Die subtile Analyse ihres satirischen Schaffens, der Möglichkeiten und Grenzen ihrer Wirksamkeit erschließen dem Leser die Eigenart der Schriftstellerbiographien und die Stellung der Satiriker im literarischen Leben der Sowjetunion.
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