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Kai Buchholz, Dr. phil., lehrte Philosophie an Hochschulen in Saarbrücken, Darmstadt, Nancy und Paris und arbeitet als Ausstellungskurator und freier Hörspielautor.
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Ludwig Wittgenstein zählt zu den bedeutendsten Köpfen der abendländischen Philosophiegeschichte. Sein Name darf in einem Atemzug mit Denkern wie Aristoteles, Descartes, Kant und Heidegger genannt werden, denn er verbindet in bemerkenswerter Weise die Strenge des wissenschaftlichen Denkens mit einem leidenschaftlichen Interesse an den grundlegenden Fragen des Menschseins. Das wiederum mag erklären, warum nicht nur Wittgensteins Schriften weitreichend gewürdigt werden, sondern warum er auch als Person große Aufmerksamkeit auf sich zieht. Seine öffentliche Wirkung ist so stark, dass er fast mit dem Kultstatus einer verstorbenen Pop-Ikone konkurrieren kann.
Keinem anderen Philosophen wurden vergleichbar viele Biographien, persönliche Erinnerungen sowie minuziös edierte Bilddokumentationen, Tagebuchaufzeichnungen und Briefwechsel gewidmet. Die wissenschaftlichen Arbeiten zu seiner Philosophie sind kaum noch überschaubar. Besonderes Aufsehen erregte die Wittgenstein-Biographie von William Warren Bartley, die unverhüllt über Wittgensteins Homosexualität redet und dadurch Ende 1973/Anfang 1974 eine wahre Schlammschlacht im Times Literary Supplement auslöste. Auch Kimberley Cornishs Buch The Jew of Linz (1998), das zu belegen versucht, dass wichtige Anstöße für Adolf Hitlers dogmatischen Rassenwahn von Wittgenstein stammen und dass Wittgenstein für den sowjetischen Geheimdienst tätig war, wirbelte gehörig Staub auf. David Edmonds und John Eidinow haben später eine Episode aus Wittgensteins Leben – den legendären Disput mit dem Philosophen Karl Popper, in dessen Verlauf Wittgenstein Popper mit einem Schürhaken bedroht haben soll – sogar als kriminalistische Ermittlung aufbereitet und so einen Publikumserfolg gelandet, der die voyeuristische Legendenbildung um Wittgensteins Leben mit neuer Nahrung versorgte.
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