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Die Realität des Todes: Zum gegenwärtigen Wandel von Totenbildern und Erinnerungskulturen: 3 - Brossura

 
9783593391656: Die Realität des Todes: Zum gegenwärtigen Wandel von Totenbildern und Erinnerungskulturen: 3
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Ausgehend vom Diskurs über eine neue Präsenz des Todes in der Gesellschaft analysieren die Autorinnen und Autoren historische und aktuelle Formen der Visualisierung von Tod und Sterben und des sichtbaren Totengedenkens. Anhand von Beispielen der Erinnerungskultur, Darstellungen in den Medien, der Kunst und der Literatur können Kontinuitäten nachgezeichnet und Brüche erhellt werden.

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L'autore:
Christoph Schweikardt, Dr. med. habil., ist Forschungsgruppenleiter im Projekt »Tod und toter Körper« an der RWTH Aachen.
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Die "Realität des Todes" - eine thematische Einführung

Christoph Schweikardt und Dominik Groß

Unlängst stellte der Kulturwissenschaftler Thomas Macho die These von der "neuen Sichtbarkeit des Todes" auf, die in einem gleichnamigen Themenband zu belegen versucht:
"Auffällig bleibt, dass man, wenn man heute ein Fernsehgerät einschaltet oder die Yellow-Press aufschlägt, mit Bildern konfrontiert ist, die vor noch etwa 15 Jahren niemand zu zeigen gewagt hätte. Heute jedoch ist es vollkommen normal, dass im täglichen Hauptabendprogramm die Sektion einer Kinderleiche ausgestrahlt wird [...]."
Der dritte Band der vorliegenden Reihe zur Thanatologie nimmt diesen aktuellen Diskurs um eine neue Sichtbarmachung des Todes zum Anlass, um verschiedene Aspekte realen bzw. sichtbaren Andenkens an die Toten in den Blick zu nehmen. Dies geschieht anhand zahlreicher Beispiele aus der Erinnerungskultur wie auch der Repräsentation von Tod und Leichnam in den Medien, der Kunst, der Literatur und der Geschichte, wobei der Bogen von der Antike bis in die Gegenwart geschlagen, Kontinuitätslinien nachgezeichnet und etwaige Brüche und Zäsuren diskutiert werden.
Der Begriff Erinnerungskultur umfasst die Umgangsformen der Angehörigen und der Gesellschaft, die Verstorbenen im Bewusstsein der Gegenwart zu halten. Im Zentrum stehen dabei in erster Linie die kollektiven und subjektiven Wahrnehmungen, das "Vergegenwärtigen" dessen, was an einer Person für die Hinterbliebenen bedeutsam war. Dies geschieht aus einer aktuellen Perspektive, und die Bedürfnisse der Gegenwart spielen in die Beziehung zum Toten hinein. Erinnerungskultur vollzieht sich in vielen Facetten, Trauerritualen, der Gestaltung von Inschriften und Grabstätten, individuellen oder auch gemeinsamen Gedenktagen. In der abendländisch-christlichen Erinnerungskultur sind die Mahnung an die eigene Vergänglichkeit und die Antithese zwischen der Auferstehung der Seele und Verwesung des Körpers wichtige Motive, die grundlegende Gegebenheiten menschlicher Existenz mit einer tröstlichen Hoffnung verbinden.
Erinnerung manifestiert sich zunächst als sichtbarer Ausdruck der Trauer und als Mittel zur Bewältigung des Verlusts von Angehörigen. Des Weiteren wird des verstorbenen Angehörigen gedacht: Bezugnahmen auf Ereignisse seines Lebens, Charaktereigenschaften bzw. Würdigung der Leistungen zu Lebzeiten, aber auch konkrete Leiden und Todesursachen spielen hierbei eine wichtige Rolle. Dabei kann das tatsächliche Leben des Verstorbenen gegenüber den Vorstellungen, Imaginationen und Bedürfnissen der Hinterbliebenen zurücktreten.
Sichtbarkeit des Todes manifestiert sich zunächst im Anblick des Leichnams nach dem Ableben des Verstorbenen. Bestattungsrituale können dabei helfen, vom Verstorbenen Abschied zu nehmen, die Trauer zu bewältigen und dabei die eigene Beziehung zum Verstorbenen zu reflektieren. Im vorliegenden Themenband heben Michael Rosentreter und Dominik Groß angesichts der Gefühle, die Trauernde überwältigen können - Fassungslosigkeit durch den als plötzlich und unerwartet empfundenen Tod, Ohnmacht angesichts der Macht und Unumkehrbarkeit des Todes, Ergriffenheit vor der Leblosigkeit des Leichnams, Scheu vor dessen Kälte, Unsicherheit in Anbetracht der sich abzeichnenden Veränderungen im Leben - die Bedeutung von Aufbahrungsriten im Verhältnis zur Herausbildung eines hoch spezialisierten Bestattungswesens für die Trauerbewältigung hervor. In den letzten Jahrzehnten ließ die Prägekraft gesellschaftlicher Vorgaben und Rituale mehr und mehr nach, wodurch Durchführung und Form der Bestattung zunehmend der individuellen Gestaltbarkeit unterliegen.
Die Bestattung des Toten galt seit der Antike als religiöse wie moralische Pflicht. Die Bestattung kann von der Leichenwaschung, dem Ankleiden des Toten und dem Einsargen ihren Ausgang nehmen, meist gefolgt durch eine würdig gestaltete, ritualisierte Zeremonie zur Erinnerung an den Verstorbenen. Im abendländisch-christlichen Kulturkreis folgt traditionell ein Gottesdienst. Am Ort der Aufbewahrung findet dann das Begräbnis, das Herablassen des Sarges in die Gruft statt. Grabstätten nehmen in vielen Kulturen als Orte der Erinnerung einen bedeutenden Rang ein. Der gemeinsame Besuch des Grabes eines nahestehenden Angehörigen mit Freunden und Familie schafft Raum für geteilte Erinnerungen und gemeinsame Trauerbewältigung. Gleichzeitig stellen Grabstätten aus Sicht der Forschung wichtige Erkenntnisquellen über heutige wie vergangene Kulturen dar. Dies zeigt sich in der Untersuchung von Christian Schulze, die den toten Körper in antiken frühchristlichen Grabinschriften thematisiert. Seine Studie nimmt Grabinschriften in den Fokus; letztere erlauben einen recht unmittelbaren, gleichsam direkten Blick auf den Tod und bisweilen auf den toten Körper direkt an der Schwelle von Leben und Tod - nämlich bei oder kurz nach der Bestattung.
Sichtbar wird der Tod auch in der Todessymbolik, etwa in der häufig allegorischen Darstellung des Todes (zum Beispiel als Sensenmann, Reiter oder Skelett). Auch in Symbolen, die direkt mit dem Tod in Verbindung gebracht werden (wie das Kreuz, die erlöschende Kerze oder die Sanduhr) wird das Gedenken an den Tod fassbar. In der abendländischen Tradition ist das "Memento mori" (lateinisch: Gedenke des Todes) ein Bildmotiv der bildenden Kunst, vor allem aber der christlichen Kunst, das an den Tod gemahnen soll. Personifiziert wird der Tod im Totentanz. Seit dem 14. Jahrhundert symbolisieren bildliche Darstellungen die Macht des Todes über das Menschenleben in einer Reihe von allegorischen Gruppen unter dem Bild des Tanzes. Im späten Mittelalter und in der Renaissance finden sich Totentänze auf Kirchenwänden. Totentänze verdeutlichen, dass im Angesicht des Todes alle Menschen gleich sind und geistliche oder weltliche Macht und Reichtum ohne Wirkkraft bleiben. Im 16. Jahrhundert fertigte Hans Holbein der Jüngere eine als "Bilder des Todes" bekannt gewordene Holzschnittfolge an, die großen Einfluss auf spätere Künstler ausüben sollte. In den Szenen wird der Tod als Begleiter oder Ersatzmann in die Umgebung des Lebenden einbezogen. Solche Motive treten, wie Stefanie Knöll verdeutlicht, im 19. Jahrhundert gegenüber der Vermarktung von Totentanzdarstellungen zurück.
Besonders deutlich wird der Tod im Krieg zur Realität, seien es umgekommene Soldaten oder die in Mitleidenschaft gezogene Bevölkerung. Demgegenüber wurde und wird versucht, Tod und Sterben für politische Zwecke zu instrumentalisieren, wie in Gedenkfeiern an den "Heldentod" gefallener Soldaten. Für das 20. Jahrhundert tritt insbesondere das Grauen der Weltkriege und der nationalsozialistischen Diktatur im kollektiven Gedächtnis hervor, bei deren bildlicher Verarbeitung Unvorhersehbarkeit, Unentrinnbarkeit und Grauen des Todes thematisiert werden. So zeigt Dietrich Schubert am Beispiel der Werke von Otto Dix die Verarbeitung der vielfachen Augenzeugenschaft des brutalen Tötens und Sterbens im Ersten Weltkrieg.
In der deutschen Gesellschaft der Gegenwart stellt das Gedenken an die Toten der nationalsozialistischen Diktatur einen wichtigen Teil der Erinnerungskultur dar, seien es das Denkmal für die ermordeten Juden Europas im Zentrum Berlins, weitere Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, Denkmäler für gefallene Soldaten oder die Opfer des Widerstandes gegen das nationalsozialistische Regime. Auch in der bildenden Kunst finden derartige Bemühungen ihren Niederschlag - so auch das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Wie Hannes Fernow zeigt, schuf der Künstler Alfred Hrdlicka ausdrucksstarke Graphiken, die in besonderer Weise als "Antlitz des gewaltsamen Todes" und "Festfreuden der Grausamkeit" imponieren.
In der Literatur zeigt sich, so Walter Delabar, im Frühwerk von Gottfried Benn, dass die enge Bindung des Begehrens wie des menschlichen Denkens und Verhaltens insgesamt an die Körper dazu führt, dass auch den toten Körpern eine (sicherlich eher symbolisch und phantasmatisch zu nennende) vitale Qualität zugewiesen wird.
In der Geschichte finden sich zudem viele Belege, dass Tote für zeitgenössische Zwecke instrumentalisiert werden. Ein wichtiges Motiv ist dabei der Personenkult, sei es als Held, als Vorbild, als Märtyrer, wobei den Verstorbenen im Zuge einer Legendenbildung bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden, die für Gegenwart und Zukunft wirksam werden (sollen). Die Problematik von Ikonisierungsversuchen am Beispiel eines nicht verstorbenen "Wiedergängers" der nationalsozialistischen Bewegung wird besonders pointiert von Anke Hoffstadt und Richard Kühl zur Sprache gebracht. Julia Glahn stellt für diese Epoche den heroischen Kult um die Erinnerung und das Gedenken an tote "arische" Soldaten der Praxis der Auslöschung jüdischer Toter im materiellen wie immateriellen Sinn gegenüber.
In den Medien werden Tod und Sterben als aktuelle gesellschaftliche Tabus diskutiert. Dabei lassen sich Tendenzen feststellen, wonach insbesondere der eigene Tod und der Tod nahestehender Personen - also der Tod in der ersten und der zweiten Person - weiterhin einer Tabuisierung unterliegen, während der Tod Dritter, also der Menschen, zu denen keine persönliche Beziehung besteht, durchaus mit (öffentlichem) Interesse verfolgt wird. Auch der Wandel im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle: Die vor allem im letzten Jahrzehnt erwachsenen technischen Fortschritte ermöglichen es breiten Bevölkerungsschichten, ihren Umgang mit dem Sterben und dem Tod von Angehörigen selbst aufzuzeichnen und über DVDs oder das Internet anderen zur Verfügung zu stellen. Marie-Christin Hahnen, Julia Glahn, Lukas Radbruch und Dominik Groß untersuchen demgegenüber in überregionalen Printmedien nicht nur die Berichterstattung über den Tod, sondern beziehen auch das Sterben mit ein. Dabei machen sie - neben einer kritischen Auseinandersetzung mit der Tabuisierungsthese - auch auf Unschärfen in der von Printmedien verwendeten Begrifflichkeit aufmerksam. Marga Altena und Eric Venbrux betrachten speziell Todesrituale in der Fernsehsendung "Over My Dead Body", durch die der Umgang mit dem Tod bei todgeweihten Krebspatienten selbst wie auch deren Angehörigen - seien es persönliche Gedanken, Emotionen, Bildung neuer Gemeinschaften - über das Fernsehen einem weiten Zuschauerkreis zugänglich wird.
Sichtbar wird der Tod seit Beginn des 21. Jahrhunderts in amerikanischen wie etwas später auch in deutschen TV-Sendungen, die explizit den Tod, tote Körper und das Sterben fokussieren. Leichen dienen nicht nur als flüchtig gezeigter Ausgangspunkt von Ermittlungen. Ihnen kommt vielmehr im Verlauf von Nachforschungen, Untersuchungen oder Bestattungen konkrete Aufmerksamkeit zu, und es werden in vielen Szenen detaillierte Beweisaufnahmen am toten Körper, das Nachstellen eines Tathergangs oder die Rekonstruktion des konkreten Sterbemoments gezeigt. Tina Weber macht in diesem Zusammenhang auf den aus ihrer Sicht nicht gerechtfertigten Vergleich von Tod und Pornografie in den Medienwissenschaften aufmerksam, der einer Abwertung des Todes in den Medien gleichkomme.

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