Auf der Suche nach dem ultimativen Kick
Sonne, Meer und Weite – für einen Surfer ist das nicht genug. Er braucht die große, die immer größere Welle. Der Westaustralier Bruce Pike ist in seinem Leben viele Wellen geritten, er weiß um die Faszination und die Tücken dieses Sports. Dabei fing alles so harmlos an: Als Kind tauchte er mit seinem Freund Loonie um die Wette, es ging darum, so lange wie möglich den Atem anzuhalten. Bald entdeckten sie gemeinsam das Surfen – und forderten immer waghalsiger den Tod heraus … Ein ebenso spannender wie tiefgehender Roman über das Überschreiten von Grenzen und den Reiz der Gefahr.
Als Kind ist Bruce mit seinem Freund Loonie, dem wilden Jungen des Ortes, immer im Fluss um die Wette getaucht, es galt, wer am längsten den Atem anhalten kann. Beide liebten das Gefühl, ganz leicht im Kopf zu werden und nicht mehr auftauchen zu wollen, die Halluzinationen, die damit einhergehen. Als sie zum ersten Mal am Meer in der Nähe des westaustralischen Küstenortes Angelus einem Surfer zusehen, ist beiden klar, dass sie die Passion ihres Lebens entdeckt haben: „Wir hatten keine Ahnung, was Endorphine waren, aber wir kapierten sehr schnell, wie betäubend das Gefühl war und wie süchtig es machte; vom ersten Tag an war ich high, nur wenn ich zusah.“
Ein paar Jahre lang gibt es nichts Wichtigeres für sie, nur das Körpergefühl, der Wind in den Ohren, das Gefühl zu fliegen. Und selbst die größte, gefährlichste, furchteinflößendste Welle reiten zu können, eins zu werden mit dem Brett und dem Meer. Doch bald werden Bruce und Loonie zu erbitterten Rivalen, vor allem, als sich Sando, ein älterer Surfer, der beiden annimmt. Sando, der mit seiner Frau Eva in einer Bucht bei Angelus lebt, Sando, der das Leben führt, von dem die beiden Jungs träumen. Die Suche nach dem Nervenkitzel, dem ultimativen Kick treibt Bruce und Loonie in immer gefährlichere Situationen, nicht nur auf dem Wasser …
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Tim Winton wurde 1960 in der Nähe von Perth, Westaustralien, geboren. Er hat zahlreiche Romane, Sachbücher sowie Kinderbücher veröffentlicht und ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Australiens. Zweimal kam er auf die Shortlist des "Man Booker Prize", und dreimal erhielt er den "Miles Franklin Award", den wichtigsten Literaturpreis Australiens. Seine Werke sind in zwölf Sprachen übersetzt, einiges wurde für Bühne, Radio und Film adaptiert. Tim Winton lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Westaustralien. Bei Luchterhand ist erschienen: "Der singende Baum" (Roman, 2004) und und "Weite Welt" (Erzählungen, 2007).
Klaus Berr, geb. 1957 in Schongau, Studium der Germanistik und Anglistik in München, einjähriger Aufenthalt in Wales als "Assistant Teacher", ist der Übersetzer von u.a. Lawrence Ferlinghetti, Tony Parsons, William Owen Roberts, Will Self.
Mit Blaulicht und Sirene rasen wir den baumgesäumten Boulevard entlang, und als das GPS uns drängt, die nächste Straße links zu fahren, gehen wir so schnell in die Kurve, dass unsere Ausrüstung schwankt und gegen die Seitenwand knallt. Ich sage keinen Ton. Unten an der dunklen Vorstadtstraße sehe ich das Haus, erleuchtet wie ein Kreuzfahrtschiff.
Gefunden, sagt sie, bevor ich es ihr zeigen kann.
Von mir aus kannst du ruhig langsamer fahren.
Mache ich dich nervös, Bruce?
So was in der Richtung, murmle ich.
Tatsächlich aber fühle ich mich hervorragend. Genau in diesen Augenblicken fühle ich mich wohl, wenn die Nervenenden kribbeln, der Magen sich zusammenzieht vor Erwartung. Es war eine lange, eintönige Schicht, und Jodie und ich waren noch nie die allerbesten Freunde gewesen. Bei der Übergabe bekam ich ein Gespräch mit, das nicht für meine Ohren bestimmt war. Aber das ist Stunden her. Jetzt bin ich hellwach und zappelig vor ängstlicher Anspannung. Los geht's.
Bei der Anruferadresse schaltet Jodie die Sirene aus und schlägt das Lenkrad ein, um rückwärts die steile Einfahrt hochzufahren. Auch sie steht unter Strom, vermute ich, und kommt sich ein bisschen wichtig vor. Kein übles Mädchen, nur noch etwas grün hinter den Ohren. Sie weiß nicht, dass ich Töchter in ihrem Alter habe.
Als sie die Handbremse anzieht und der Zentrale unser Eintreffen am Einsatzort meldet, springe ich aus dem Wagen, reiße die Seitentür auf und schnappe mir den Wiederbelebungskoffer. Auf dem taufeuchten Gras vor dem Vordertreppchen sitzt ein Mann mittleren Alters, der sich stumm die Schulter hält, und obwohl er sich offensichtlich das Schlüsselbein gebrochen hat, sehe ich sofort, dass es nicht unser Mann ist. Ich überlasse ihn Jodie, laufe die Stufen hoch und rufe in der offenen Haustür meinen Namen und meine Funktion.
Im Wohnzimmer sitzen an den entgegengesetzten Enden einer Ledercouch vornübergebeugt zwei Teenager-Mädchen.
Oben?, frage ich.
Ein Mädchen deutet, ohne den Kopf zu heben, und ich weiß sofort, dass dieser Einsatz nur noch Einpacken und Wegschaffen bedeutet. Normalerweise blitzt beim Anblick der Uniform Hoffnung in den Gesichtern auf, aber die beiden heben nicht einmal den Kopf.
Das fragliche Schlafzimmer ist nicht schwer zu finden. Eine kleine Kotzepfütze im Gang. Ein paar Holzsplitter. Ich steige über die aus den Angeln gerissene Tür und sehe die Mutter am Bett stehen, auf dem der Junge aufgebahrt liegt, und während ich mich leise vorstelle, verschaffe ich mir einen Eindruck. Das Zimmer riecht nach Hasch und Urin und Desinfektionsmittel, und ich sehe sofort, dass sie ihn abgeschnitten und angezogen und alles aufgeräumt hat.
Ich schiebe mich an ihr vorbei und tue, was zu tun ist, aber der Junge ist schon eine Weile hinüber. Er sieht aus wie etwa siebzehn. Am Hals sind frische Quetschspuren zu sehen und auch ältere darum herum. Während ich meine Arbeit mache, hört sie nicht auf, dem Jungen über die dunklen, lockigen Haare zu streichen. Ein netter Junge. Sie hat ihn gewaschen. Er riecht nach Pears-Seife und frisch gewaschener Wäsche.
Ich frage sie nach ihrem Namen und dem ihres Sohns, und sie sagt, sie heißt June und ihr Sohn Aaron.
Tut mir leid, June, murmle ich, aber er ist tot.
Das weiß ich.
Sie haben ihn schon vor einer ganzen Weile gefunden. Lange bevor Sie angerufen haben. Sie sagt nichts.
June, ich bin nicht die Polizei. Die sind bereits unterwegs.
Darf ich den Kleiderschrank öffnen?, frage ich, während Jodie in die Tür tritt.
Wär mir lieber, wenn Sie es nicht tun würden, sagt June. Okay. Aber Sie wissen, dass die Polizei es tun wird. Müssen sie?
Jetzt sieht mich die Mutter zum ersten Mal richtig an. Sie ist eine attraktive Frau Ende vierzig mit kurzen, dunklen Haaren und kunsthandwerklichem Ohrgehänge, und ich kann mir vorstellen, dass sie noch vor einer Stunde, als ihr Lippenstift und ihr Leben noch in Ordnung waren, aufrecht und selbstbewusst, vielleicht sogar ein bisschen hochnäsig war.
Das ist ihre Pflicht, June.
Sie scheinen ja bereits gewisse ... Schlüsse gezogen zu haben.
June, sage ich und schaue zu Jodie hoch. Sagen wir einfach, ich habe in meinem Leben schon einiges gesehen. Ich wüsste gar nicht, wo ich da anfangen soll.
Dann sagen Sie mir, wie das passieren konnte, warum er sich das angetan hat.
Ich habe noch einen zweiten Wagen bestellt, sagt Jodie.
Ja, gut, murmle ich. June, das ist Jodie. Sie ist heute Abend meine Partnerin.
Jetzt sagen Sie mir schon, warum.
Weil Ihr Mann sich das Schlüsselbein gebrochen hat, sagte Jodie. Er hat die Tür aufgebrochen, nicht?
Also, was soll ich ihnen sagen?, fragt die Mutter, ohne Jodie zu beachten.
Das ist im Grunde genommen Ihre Entscheidung, sage ich. Aber die Wahrheit ist nie beschämend. Sie ist nur besser für alle.
Die Frau schaut mich wieder an. Ich kauere neben dem Bett vor ihr. Sie streicht sich den Rock über die Knie.
Bin ja wohl völlig durchsichtig für Sie, murmelt sie.
Ich versuche, sie freundlich anzulächeln, aber mein Gesicht fühlt sich steif an. Hinter ihr sehe ich die üblichen Poster an den Wänden: Surfer, Rockstars, Frauen in provokativen Posen. Auf dem Bücherregal über dem Schreibtisch stehen Sporttrophäen und Souvenirs aus Bali, und der Bildschirmschoner auf dem Computermonitor zeigt endlos einstürzende Twin Towers. Sie greift nach meiner Hand, und ich gebe sie ihr. Sie fühlt sich nicht wärmer an als ihr toter Sohn.
Kein Mensch wird das verstehen.
Nein, sage ich. Wahrscheinlich nicht.
Sie sind Vater.
Ja, das bin ich.
Von der Straße kommt Türenknallen.
June, wollen Sie noch einen Augenblick mit Aaron allein sein, bevor die Polizei kommt?
Das war ich schon, sagt sie, lässt meine Hand los und streicht sich abwesend über die Haare.
Jodie? Gehst du schnell runter und sagst der Polizei, wo wir sind?
Jodie verschränkt kurz die Arme, geht dann aber mit einem Schnellen ihres kurzen, blonden Pferdeschwanzes davon. Dieses Mädchen mag Sie nicht.
Nein, nicht sehr.
Also, was soll ich jetzt tun?
Da kann ich Ihnen keinen Rat geben, June.
Ich muss auch an meine anderen Kinder denken.
Ja.
Und an meinen Mann.
Ich fürchte, er muss ins Krankenhaus.
Der Glückliche.
Ich stehe auf und packe meine Sachen zusammen. Sie erhebt sich ebenfalls, streicht den Rock glatt und schaut hinunter zu dem Jungen auf dem Bett.
Gibt es jemanden, den ich für Sie anrufen kann?
Jodie und zwei Polizisten tauchen in der Tür auf.
Anrufen?, fragt June. Rufen Sie lieber meinen Sohn zurück. Auf seine Mutter hört er ja nicht, wie Sie sehen.
Erst als wir schon fast wieder in der Zentrale sind, bricht Jodie das Schweigen. Wann hattest du eigentlich vor, mir zu sagen, was das eben sollte?
Was was sollte?
Mit dieser armen Frau. Im ersten Augenblick dachte ich, du flirtest mit ihr. Na ja, setz es einfach auf deine Beschwerdeliste. Hör mal, es tut mir leid.
Arrogant, distanziert, sexistisch, unfähig zur Kommunikation, Einzelkämpfer. Offensichtlich habe ich ein paar Sachen verpasst, weil ich zu spät gekommen bin. Aber nur damit du's weißt, Jodie, ich bin kein Vietnam-Veteran. Ob du es glaubst oder nicht, ich bin nicht alt genug dafür.
Ich fühle mich einfach beschissen, okay?
Dann lass dich in eine andere Schicht einteilen. Ich habe nichts dagegen. Aber wenn du schon meckern musst, dann mach's nicht bei der Übergabe mitten in der Zentrale und mit dem Rücken zur Tür. Das ist unfreundlich und unprofessionell.
Hör mal, ich hab doch schon gesagt, dass es mir leidtut.
Als ich sie anschaue, sehe ich im Licht eines entgegenkommenden Lastwagens, dass sie beinahe weint. Sie klammert sich am Lenkrad fest, als sei es das Einzige, was sie noch zusammenhält.
Alles okay?
Sie nickt. Ich kurble das Fenster herunter. Die Stadt riecht nach feuchtem Rasen und Auspuffgasen. Hätte nicht gedacht, dass mich das so mitnimmt.
Was?
Das war mein erster Selbstmord, murmelt sie. Ja, das ist hart. Aber es war kein Selbstmord. Mein Gott, Bruce, sie mussten die Tür aufbrechen und ihn eigenhändig runterschneiden. Der Junge hat sich aufgehängt. Aus Versehen.
Und woher weißt du das, verdammt noch mal? Ich bin ein Alleswisser. Schon vergessen? Sie schneidet eine Grimasse, und ich lache. Mein Gott, du bist vielleicht ein komischer Mensch. Sieht so aus.
Du wirst es mir nicht sagen, oder? Ich kann einfach nicht glauben, dass du es mir nicht erzählen willst.
Einige Augenblicke denke ich nur an diese armen Leute, die vor unserem Eintreffen saubergemacht und desinfiziert haben. Wie die Mutter dasaß und sich überlegte, welche Schande die größere ist. Die beiden Mädchen unten kalt vor Schock. Der Vater draußen auf dem Rasen wie eine Statue.
Ein anderes Mal vielleicht, murmle ich.
Na gut, sagt sie. Dann will ich's mal dabei belassen.
Schweigend fahren wir zur Zentrale zurück.
Viel zu lange taumle ich durch den prasselnden unterseeischen Dunst. Kopfüber, kopfunter in meinem Netz aus Blasen, bis die Turbulenz verebbt und ich schlaff in einem schwachen grünen Licht hänge, während alle Wärme aus meiner Brust weicht und das Leben aus mir heraussickert. Und dann ein weißer Blitz von oben. Jemand an der Oberfläche, der zu mir herunterschwimmt. Jemand, der mich hochzieht, an die Oberfläche zerrt, Luft in mich bläst, die heiß ist wie Blut. Er schießt auf mich zu und hält dann inne, und ich erkenne mein eigenes Gesicht, das durch Dämmerlicht späht, eine Armeslänge entfernt zögert, als wüsste ich nicht so recht, was ich tun soll. Ich sehe, wie mein Mund aufgeht. Eine Kette glänzender Blasen quillt heraus, aber ich verstehe nichts.
Mit einem Ächzen wache ich auf dem Sofa in der leeren Wohnung auf. Durch die Schiebetür strömt die Nachmittagssonne. Noch in Uniform. Die Wohnung riecht nach Schweiß und Hühnchencurry. Ich stehe auf, schiebe die Balkontür ein Stück zur Seite und rieche den salzigen...
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EUR 4,50 per la spedizione da Germania a Italia
Destinazione, tempi e costiDa: medimops, Berlin, Germania
Condizione: good. Befriedigend/Good: Durchschnittlich erhaltenes Buch bzw. Schutzumschlag mit Gebrauchsspuren, aber vollständigen Seiten. / Describes the average WORN book or dust jacket that has all the pages present. Codice articolo M0363087276X-G
Quantità: 2 disponibili
Da: Steamhead Records & Books, Rodgau-Nieder-Roden, Germania
2. Auflage, 20 cm, 235 Seiten, kartoniert, Englische Broschur. kaum gebraucht, sehr gute Erhaltung. Sprache: Deutsch. Codice articolo 44368AB
Quantità: 1 disponibili